Hat die globale Luftverschmutzung ihren Höhepunkt überschritten?

Hat die globale Luftverschmutzung ihren Höhepunkt überschritten?

Krakau, Polen

Jahrzehntelang stieg die Luftverschmutzung weltweit an und kostete Millionen Menschen das Leben. Doch nun sieht es so aus, als wäre der Höhepunkt überschritten. Beispiele aus China und Polen zeigen, wie strengere Umweltgesetze, technologische Fortschritte und der Ausbau erneuerbarer Energien wirken.

Dem Statistik-Blog Our World in Data zufolge haben die globalen Emissionen mehrerer Luftschadstoffe ihre Höchstwerte erreicht und nehmen nun langsam ab. So ist beim Ausstoß von umweltschädlichem Schwefeldioxid, Stickstoffoxid, Kohlenmonoxid und schwarzem Kohlenstoff mittlerweile ein Rückgang erkennbar. Nur die Ammoniak-Emissionen steigen weiter an.

Luftverschmutzung hat verschiedene Ursachen. Insbesondere die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle und Öl in Kraftwerken und Häusern trägt dazu bei. Dabei werden große Mengen an Stickstoffoxiden und Schwefeldioxid freigesetzt. Auch der Straßenverkehr trägt  zur Luftverschmutzung bei: Verbrennungsmotoren, Reifen- und Bremsabrieb setzen Emissionen wie Stickstoffoxide und Kohlenmonoxid frei. In der Landwirtschaft werden durch den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden Ammoniak und andere Schadstoffe freigesetzt. In industriellen Prozessen erzeugt vor allem die Metallproduktion Kohlenmonoxid-Emissionen.

Chinas Kampf für saubere Luft

Nach Angaben der WHO ist China weltweit besonders stark von Luftverschmutzung betroffen. Infolgedessen verzeichnet das Land jedes Jahr mehr als zwei Millionen Tote. Um die Emissionen zu senken, verabschiedete die Führung in Peking 2013 einen Aktionsplan gegen Luftverschmutzung mit einem Budget von 200 Milliarden Euro. Dieser sah vor, unter anderem die Anzahl der Verbrennungsmotoren in Peking, Shanghai und Guangzhou zu reduzieren; umweltschädliche Firmen sollten in dünn besiedelte Außenbezirke verlegt werden. 

2021 unternahm die Regierung einen weiteren Schritt, um sich von der Kohle als Hauptenergiequelle zu lösen, und investierte in den Ausbau von Wind- und Solarenergie in den Wüsten des Landes. 2023 zeigten die getroffenen Maßnahmen Wirkung: Die Verschmutzungswerte in Peking und anderen chinesischen Städten sind inzwischen deutlich besser als noch vor zehn Jahren.

Krakau atmet auf

Ähnlich wie Peking kämpfte auf europäischer Ebene die polnische Stadt Krakau mit lebensgefährdender Luftverschmutzung. Ein mit Kohle betriebenes Heizkraftwerk, das Heizen mit Kohle und Holz in Gebäuden sowie das private Verbrennen von Hausmüll sorgten für dichten Smog über der Stadt. 

Dies hat sich inzwischen geändert. Ausschlaggebend waren symbolträchtige Aktionen von Umweltaktivisten, die mit einer zwei mal zwei Meter großen Lunge aus weißem Vliesstoff im Stadtzentrum für bessere Luft kämpften. Innerhalb kürzester Zeit verfärbte sich die Kunst-Lunge schwarz. Daneben stand ein Plakat mit der Aufschrift „Das ist die Luft, die du atmest“. So wurde die starke Luftverschmutzung für alle sichtbar gemacht. Das Vlies musste wegen der Schwarzfärbung alle 14 Tage ausgetauscht werden. 

Der damit verbundene Druck auf die Politik zeigte Wirkung: Krakau untersagte zur Verbesserung der Luftqualität den privaten Einbau von Holz- und Kohleheizungen. Das private Verbrennen von Hausmüll ließ ebenfalls nach. Dies hatte zur Folge, dass die Rußbelastung in der Luft über Krakau nachließ und die Bewohner wieder einen freien Blick über ihre Stadt bekamen. 

Gleichzeitig verbesserte sich die Gesundheit der Einwohner. Eine Studie der Universitätsklinik Krakau an 75.000 Kindern und Jugendlichen zeigte, dass sich Asthmaerkrankungen durch die getroffenen Maßnahmen reduzierten. Zur Sicherung und Überprüfung der Luftqualität setzt die Stadtverwaltung zudem auf innovative Maßnahmen: Seit März 2018 kontrollieren Anti-Smog-Drohnen, was in Heizöfen verbrannt wird.

Eine der größten globalen Herausforderungen

Verschmutzte Luft zählt weltweit zu den größten Risikofaktoren für die menschliche Gesundheit. Insgesamt führte die Luftverschmutzung im Jahr 2021 zu 8,1 Millionen Todesfällen. Pro Tag sterben weltweit 2000 Kinder an zu schlechter Luft. Der Kampf dagegen bleibt nach wie vor eine der größten globalen Herausforderungen. 

Beispiele wie China und Krakau lassen jedoch auch Optimismus aufkommen und zeigen, wie der Kampf gegen Luftverschmutzung gelingen kann, wenn politischer Wille, technische Innovationen und das Engagement der Bevölkerung zusammenwirken. Und die globalen Zahlen zeigen, dass der Trend nicht nur dort in die richtige Richtung geht.

Quellen: Our World in Data, Umweltbundesamt, Spiegel, Ärzteblatt

Foto: Krakau im Jahr 2019 (Mariusz Słoński / Unsplash (CC0))

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