Konstruktiver Journalismus - Squirrel News

Konstruktiver Journalismus

Konstruktiver Journalismus wurde in den Jahren immer populärer. Aber was bedeutet der Begriff eigentlich genau? Ein kurzer Überblick

Eine einzige, immer gültige Definition von Konstruktivem Journalismus gibt es nicht. Mittlerweile wird jedoch Konstruktiver Journalismus von Lösungsjournalismus abgegrenzt. Dabei wird Lösungsjournalismus in der Regel als Teil des Konstruktiven Journalismus gesehen, während letzterer noch umfassender definiert wird. 

Lösungsjournalismus

Lösungsjournalismus berichtet über neue Ansätze und bereits funktionierende Modelle zur Lösung gesellschaftlicher Probleme. In der Regel geht es dabei um Technologien, Projekte, Unternehmen oder politische Entscheidungen, die die Bedingungen für einen bestimmten Personenkreis in einem bestimmten Bereich verbessern: von Behandlungsmöglichkeiten für schwere Krankheiten über Innovationen im Klima- und Umweltschutz bis hin zu Programmen und Projekten gegen Einsamkeit oder für politische Bildung.

Das Solutions Journalism Network hat vier Kernkriterien für guten Lösungsjournalismus definiert: 

1. Die Lösung muss im Mittelpunkt des Beitrags stehen. Dabei muss möglichst gut erklärt werden, wie sie funktioniert. 

2. Die zentralen Erkenntnisse müssen deutlich werden. Kann man aus dem vorgestellten Lösungsansatz etwas lernen?

3. Die Wirksamkeit sollte nachgewiesen werden. Gibt es Belege dafür, dass die Lösung funktioniert? Dies können empirische Daten oder Berichte von Beteiligten sein. Wenn beides nicht verfügbar ist, sollte darauf hingewiesen werden. 

4. Die Grenzen des Ansatzes müssen aufgezeigt werden. Jede Lösung hat ihre Grenzen. Dazu gehören technische Einschränkungen, finanzielle Herausforderungen oder die Abhängigkeit von örtlichen Gegebenheiten und sozialen Faktoren. Der Hinweis auf solche Grenzen macht einen Lösungsansatz nicht schlechter, sondern erleichtert dessen Beurteilung.

Konstruktiver Journalismus

Lösungsorientierung ist ein wesentlicher Bestandteil von Konstruktivem Journalismus. Das neu gegründete Bonn Institute und das dänische Constructive Institute zählen zu letzterem aber noch zwei weitere Teile, nämlich Perspektivenreichtum und konstruktiven Dialog. Das Bonn Institute nennt als Kriterien für “ Vielfalt, Komplexität, Blickwinkel und Selbstreflexion”, sowie für konstruktiven Dialog “Gemeinsamkeiten, empathisches Interesse, Allparteilichkeit und Blick nach vorn”. 

Das Constructive Institut erklärt die beiden zusätzlichen Elemente so: 

Cover Nuances: Strive for the best obtainable version of the truth. See the world with both eyes.

Promote Democratic Conversation: Engage and facilitate debate, including people in the community. 

Die Betonung des konstruktiven Dialogs und demokratischer Debatten erklärt sich nicht zuletzt auch auch mit Blick auf Formate wie TV-Talkshows, in denen weniger berichtet als diskutiert wird und die ihre konstruktiven Potenziale noch längst nicht ausreizen. 

Vorurteile und Missverständnisse

Auch wenn die Konzepte des Lösungsjournalismus und des Konstruktiven Journalismus mittlerweile gut etabliert sind und Hunderte Journalistinnen und Journalisten entsprechend weitergebildet wurden, so sind die Ansätze doch immer noch vergleichsweise neu und es kursieren immer noch viele Vorurteile und Missverständnisse ihnen gegenüber – nicht zuletzt Journalisten selbst, die sich mit den Ansätzen noch nicht tiefergehend beschäftigt haben. Antworten auf die häufigsten Missverständnisse Vorurteile haben wir hier auf einer eigenen Seite aufgeschrieben

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