Die Architektur des 20. Jahrhunderts hat nicht nur Probleme gelöst, sondern auch neue Probleme geschaffen. In dieser Sonderausgabe stellen wir Menschen und neue Ansätze vor, die zeigen, wie Architektur und Gebäude nachhaltiger, sozialer und schöner werden können.
Dieser Architekt will den Hausbau durch Stroh revolutionieren
Vor 15 Jahren hat der Architekt Werner Ehrich Stroh als Baustoff entdeckt. Seitdem experimentiert er damit. Er ist überzeugt: Mit den jährlichen Strohabfällen der Landwirtschaft könnte man jedes Jahr 300.000 nachhaltige Häuser bauen.
Weltweit erstes Haus aus Carbonbeton in Dresden eröffnet
Herkömmlicher Beton gilt als Klimakiller. Doch in der Kombination mit Carbon lässt sich viel Material und Energie einsparen. In Dresden ist nun nach 30 Jahren Forschung das weltweit erste Haus aus Carbonbeton eröffnet worden.
Das Software-Unternehmen Atlassian baut in Sydney einen Hybrid-Wolkenkratzer, der 180 Meter hoch werden und zu großen Teilen aus Holz bestehen soll. Dazu kommen weitere Techniken, die Energie einsparen sollen, sowie hängende Gärten für die Mitarbeiter.
Ein Holz-Hochhaus, das wie ein Regal funktionieren soll
Eine internationale Gruppe von Architekten und Ingenieuren hat ein Hochhaus entworfen, das zu großen Teilen aus Holz besteht und sich an die Bedürfnisse seiner Bewohner anzupassen kann. Die Etagen bestehen aus Modulen und lassen sich herausziehen und austauschen.
Bauwerke zuerst einmal gezielt zu verkohlen, ist eine uralte japanische Technik. Sie macht Fassaden lange haltbar. Und hat es nun auch nach Deutschland geschafft.
In Regensburg ist ein Mehrfamilienhaus eröffnet worden, das komplett aus Holz besteht. Zudem steht es auf Stelzen und die Fassade wurde absichtlich verkohlt, weil sie dadurch widerstandsfähiger wird.
Recycling-Beton als „Schlüssel zur Klimaneutralität im Bausektor“
Auf dem Gelände der Bayernkaserne in München sollen Wohnungen aus recyceltem Beton entstehen. Architekturstudenten haben dafür einen Muster-Pavillon errichtet.
Cleveres Recycling: Backsteine aus Industrie- und Bauabfällen
Die Aufbau eines Backsteingebäudes in Manhattan sieht vor allem ästhetisch besonders aus. Doch das war es noch nicht. Denn in der Fassade stecken etwa 280 Tonnen recycelter Industrie- und Bauabfälle.
Ein Impuls für die Zukunft der deutschen Architektur
Ein Studentenhaus in Braunschweig zeigt, dass man Stahl auch ansprechender und nachhaltiger einsetzen kann als üblich: in einer schlanken, lichtdurchfluteten Konstruktion, die modular aufgebaut und komplett demontierbar ist.
Vom Haus aus Stroh bis zum Sozialbau mit klimatischer Pufferzone: Das Architekten-Duo Jean-Philippe Vassal und Anne Lacaton zeigt, wie sich mit einfachen Mitteln viel machen und verändern lässt. In ihrer gemeinsamen Laufbahn haben die beiden noch kein einziges Haus abreißen lassen.
„Für ihn ist Architektur in erster Linie ein sozialer Akt“
Francis Kéré erhält mit dem Pritzker-Preis 2022 die weltweit renommierteste Auszeichnung für Architektur. Für seine Bauten nutzt er lokale Materialien und ein Minimum an Ressourcen. Es ist der erste Pritzker-Preis, der an Afrika geht.
Wie Mariam Kamara die afrikanische Architektur erneuert
Als Mariam Kamara Architektur studierte, merkte sie, dass dort nur westliche Ansätze gelehrt wurden. Bei ihren Bauten in Niger kombiniert sie dagegen traditionelle Techniken mit neuen, eigenen Ideen und findet dafür weltweit Beachtung.
Gewächshäuser auf den Dächern von Oberhausens Altstadt
Um den regionalen Anbau voranzutreiben, bauen Forscher vom Fraunhofer Institut Salat, Kräuter und sogar Erdbeeren auf Dächern der Oberhausener Altstadt an. Der Ansatz könnte auch dazu beitragen, dass die Sortenvielfalt wieder zunimmt und dass Obst und Gemüse besser schmeckt.
Das „beste Haus des Jahres“ verbindet Rückzug und Gemeinschaft
Das Wohnhaus „San Riemo“ in München ist als „bestes Gebäude des Jahres“ ausgezeichnet worden. Es zeigt, wie gemeinschaftliches Zusammenleben möglich ist, ohne auf Individualität zu verzichten. Und auch der Prozess seiner Entstehung sticht heraus.
Viele Modelle für eine neue Form des Zusammenlebens
Für eine Gesellschaft, in der immer seltener mehrere Generationen unter einem Dach leben, könnten Mehrgenerationenhäuser ein Teil der Lösung sein. Aber wie sieht so etwas genau aus? Die Designjournalistin Joann Plockova stellt einige von ihnen in einem Bildband vor.
400.000 neue Wohnungen will die Bundesregierung pro Jahr errichten. Der Architekturkritiker Niklas Maak erklärt, worauf sie dabei achten sollte, warum Gebäude neu gedacht werden müssen und warum PIlze zum Dämmen bald die bessere Lösung sein könnten.
Julia Erdmann ist Beraterin für den Umbau von Innenstädten. Dabei sieht sie sich der Socialtecture verpflichtet, die soziales Leben und Architektur verbindet. Um auf neue Ideen zu kommen, dreht sie Landkarten und Grundrisse oft erst einmal um 180 Grad.
Dass die Art des Wohnens Einfluss auf’s Wohlbefinden hat, ist bekannt. Zunehmend entdecken auch Krankenhäuser, wie eine Architektur aussehen muss, die den Heilungsprozess unterstützt.
Grönlands erstes Hochsicherheitsgefängnis ist ästhetisch ansprechender als viele Wohngebäude. Kunst, Licht und Aussicht sollen bei der Resozialisierung helfen. Denn die Kriminalitätsrate in dem einst kolonialisierten Land ist überdurchschnittlich hoch.
Bei den »Dezeen Awards« 2020 hat kein spektakuläres Hochhaus gewonnen, sondern ein vietnamesisches Bauernhaus. Auf sieben Terrassen können die Bewohner dort so viel Gemüse anbauen, dass es für ihren eigenen Bedarf ausreicht.